Millennials

richtig führen

Die veränderten Erwartungen der Generation der Millennials an ihre Arbeit stellen auch neue Anforderungen an ihre Führungskräfte. Millennials brauchen Freiheit, Flexibilität und eine Balance zwischen Arbeits- und Privatleben, so heißt es. Gleichzeitig wollen sie schnell Verantwortung übernehmen, mitbestimmen und vor neue Herausforderungen gestellt werden. Führungskräfte stehen vor der Aufgabe, sich mit diesen neuen Idealen auseinanderzusetzen und einen Führungsstil für sich zu finden, der diesen entgegenkommt.

Abschied von hierarchischen Entscheidungsstrukturen

Das bedeutet nicht selten, sich von bestehenden Strukturen und Rollenverständnissen zu lösen. Denn zur Führung und langfristigen Bindung eines Millennials gehört mehr, als ihm flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, Spielräume oder Club Mate im Kühlschrank zu bieten. Das kann schnell als oberflächlich enttarnt werden, wenn die Entscheidungsstrukturen im Unternehmen zwar als offen und dynamisch proklamiert werden, der Vorgesetzte aber in der Realität nicht bereit ist, Verantwortung zu übertragen und letztlich alles selbst entscheidet.

Wie kann also eine wirksame und erfolgversprechende Führung von Millennials gestaltet werden?

 

Fördern und Fordern

Millennials wollen schnell viel erreichen. Häufig frisch von der Universität kommend, haben sie hohe Erwartungen an den Arbeitsmarkt. Sie wollen eine verantwortungsvolle Position mit Aufstiegschancen, selbstverständlich eine gute Bezahlung und Aufgabenbereiche, die sie herausfordern. Was ihnen jedoch häufig fehlt, ist die Praxiserfahrung. Millennials müssen oft erst lernen, dass der Berufseinstieg zunächst einmal bedeutet, bei Null anzufangen. Es braucht starke Führungskräfte, die vermitteln, dass es Einsatz und vor allem Zeit braucht, um erfolgreich zu sein und dabei motivieren, statt zu demotivieren.

Das gelingt vor allem mit einem guten Auge für die Qualifikationen und Talente der jungen Mitarbeiter. Millennials liegt ihre persönliche Entwicklung am Herzen. Jede Arbeitsstelle bedeutet eine neue Qualifikation und einen neuen Baustein in ihrem Lebenslauf. Sie streben danach, sich in ihrem Job konstant weiterzuentwickeln.Kommt diese persönliche Entwicklung zum Stillstand, schauen sie sich schnell nach einer neuen Stelle um. Umso wichtiger ist es, sie einerseits an den richtigen Stellen zu fordern, und ihnen anderseits mit Fördermaßnahmen wie Weiterbildungen die Chance zu geben, sich weiterzuentwickeln. Dabei nehmen Digitale Formate und Tools einen besonders hohen Stellenwert ein. Millennials sind es gewöhnt, mit diesen Formaten umzugehen und erwarten von ihrem Arbeitgeber, ihnen die Möglichkeit zu bieten, sich in diesen Bereichen weiterzubilden.

Außerdem gilt es, an den richtigen Stellen schrittweise Verantwortung zu übertragen, um ihnen die Chance zu geben, sich zu beweisen und Aufgaben zu meistern. Diese können auch flexibel über die reguläre Tätigkeit hinausgehen, um den Millennials neue Impulse und die Gelegenheit zu geben, ihre individuellen Fähigkeiten zum Einsatz zu bringen. Um Millennials zu Höchstleistungen anzuspornen, sollten Sie ihnen zum einen die Möglichkeit geben, mitzubestimmen und zum anderen die Möglichkeit, ihre Aufgaben selbstständig einzuteilen.

 

Feedback

Um den individuellen Entwicklungsweg der Millennials möglichst optimal zu gestalten, sollten Sie Wert auf regelmäßiges und ausführliches Feedback legen. Beziehen Sie Ihre Mitarbeiter in Ihren Entwicklungsprozess ein. Regelmäßige Mitarbeitergespräche, in denen Leistungen evaluiert und konkrete Ziele gesetzt werden, sind besonders für Millennials existenziell. Sie möchten wissen, wo sie stehen, welche Maßnahmen sie konkret ergreifen können, um weiterzukommen. Natürlich ist es genauso wichtig, sich auch als Führungskraft zu hinterfragen und Ihren Mitarbeitern Gelegenheit zu geben, Ihnen Feedback und Verbesserungsvorschläge entgegenzubringen.

Die Evaluationsgespräche sollten jedoch nicht nur dazu dienen, der Form halber Auswertungen und Maßnahmen festzuhalten. Was zählt, ist die Umsetzung von beiden Seiten. Treffen Sie klare Aussagen zum realistischen Umsetzungszeitraum. Sind einzelne Wünsche nicht umsetzbar, erklären Sie, warum.

Außerdem gilt: Schaffen Sie eine offene und vertrauensvolle Kommunikation. Bleiben Sie ansprechbar und geben Sie Ihren Mitarbeitern die Chance, Sie auch zwischendurch bei Gesprächsbedarf aufzusuchen.

 

Vision und Verwirklichung

Millennials streben in ihrem Job nach Sinn und Verwirklichung. Wo früher der Dienstwagen oder das eigene Büro als erstrebenswert galten, steht heute mehr denn je die Selbstverwirklichung im Mittelpunkt. Millennials wollen sich mit den Unternehmenswerten identifizieren und das Gefühl haben, etwas zu bewirken, einen Beitrag zum Großen und Ganzen zu leisten. Bevor sie sich bei einem Unternehmen bewerben, stellen sie sich in erster Linie die Frage, ob es zu ihnen, ihren Werten und ihrer Persönlichkeit passt. Sind sie bereits Teil eines Unternehmens, soll ihre Arbeit Bedeutung haben und zur Vision des Unternehmens beitragen.

Das bedeutet nicht nur für Sie als Führungskraft, sondern für das gesamte Unternehmen, die Kultur und gemeinsamen Werte effektiv nach innen und außen zu vermitteln. Führungskräfte sollten den jungen Mitarbeitern die Vision des Unternehmens von Anfang an nahebringen und deutlich machen, welche Bedeutung der Millennial in diesem Zusammenhang für das Unternehmen hat. Wertschätzung ist hier das Schlüsselelement. Damit steigern Sie die Motivation der Millennials, gemeinsam auf die Vision hinzuarbeiten.

 

Teamwork & flache Hierarchien

Teamwork und flache Hierarchien werden heutzutage bei nahezu jedem Unternehmen großgeschrieben, glaubt man den diversen Stellenanzeigen. Die praktische Umsetzung fällt vielen Führungskräften, insbesondere von etablierten Unternehmen, schwer. Millennials erwarten eine offene Kommunikation auf Augenhöhe, geprägt von wechselseitigem Vertrauen und Mitsprache- sowie Entscheidungsmöglichkeiten. Sie wollen einbezogen werden und Gestaltungsspielräume haben. In Zeiten abteilungs- und unternehmensübergreifender Projekte verschwimmen die Grenzen zwischen Führenden und Geführten. Den Mitarbeitern kommt in den dynamischen Strukturen eine aktivere Rolle zu. Die Zusammenarbeit gewinnt an einem kooperativen Charakter.

Führungskräfte sollten deshalb eine Kultur der „offenen Türen“ etablieren und neue Ideen und Anregungen begrüßen. Das bedeutet auch, Ihre Mitarbeiter unabhängig von ihrem Alter und der Stellung im Unternehmen ernst zu nehmen und allen Ideen gleiche Beachtung zu schenken. Belohnungen und Bestätigung sollten denjenigen zugestimmt werden, der sie verdient hat und nicht demjenigen mit dem höchsten Dienstalter.

In diesem Zusammenhang spielt auch Teamwork und agiles Arbeiten eine große Rolle. Gerade Millennials fühlen sich in Teams mit Vertretern unterschiedlicher Disziplinen wohl. Sie mögen es unterschiedliche Lösungsansätze zu diskutieren und gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Führungskräfte haben die Aufgabe, ein Umfeld zu schaffen, in dem dies möglich ist und unabhängige Mitarbeiter miteinander zu vernetzen und unter einer Zielsetzung zu vereinen. Team-Events abseits der Arbeit schaffen eine persönliche Atmosphäre, die den Teamgeist auch während der Arbeit stärkt und Teamwork fördert.

 

Fazit

Die Führung der Millennials stellt neue Anforderung an Führungskräfte sämtlicher Unternehmen. Um diese Generation langfristig zu binden und die größtmögliche Zufriedenheit, Motivation und damit Produktivität zu fördern, sollten Sie neue Ideen zulassen, über eine hohe Adaptionsfähigkeit verfügen, um den flexiblen Anforderungen gerecht zu werden, und ggf. Abschied von etablierten Strukturen nehmen. Wichtig ist, darauf zu achten, welcher Stil zu Ihnen und Ihrem Unternehmen passt. Je nach Branche sind die Handlungsspielräume, in denen Sie auf die Bedürfnisse der Millennials eingehen können, natürlich verschieden. Über allem steht jedoch die Authentizität, mit der Sie führen.

Bild:
©Getty Images/Anchiy

Tina Schäfer

Tina

Schäfer

Expertin für Digital Leadership, Transformation und Personalmarketing

Als Chief Executive Officer (CEO) und Geschäftsführerin der Vogel Corporate Solutions GmbH berät Tina Schäfer Marken und Unternehmen im Bereich Digital Leadership, Transformation und zur Entwicklung von positiven Arbeitgebermarken. Zudem konzipiert sie digitale Kommunikationsstrategien für die interne und externe Unternehmenskommunikation und setzt sich für eine intensive Zusammenarbeit zwischen Geschäftsführer*innen und HR ein.